Bedeutung einer russisch-europäischen Energiepartnerschaft
In der zweiten Hälfte des zweiten Seminartages diskutierten die Seminarteilnehmer mit Dr. Burckhard Bergmann, Mitglied des Aufsichtsrats der OAO Gazprom und Dr. Hans-Ulrich Engel, Mitglied des Vorstandes der BASF SE über die russisch-europäische Energiepartnerschaft. Engel betonte, dass die „Energiepartnerschaft ein ganz wesentlicher Baustein der Beziehungen zwischen der EU und Russland ist“.
Der prognostizierte Anstieg des Weltenergiebedarfs um 1,5 Prozent pro Jahr in den kommenden 20 Jahren werde den Wettbewerb auf dem Energiemarkt verstärken. Welche Rolle Erdgas beim europäischen Energiemix langfristig spielen wird, sei jedoch noch nicht klar absehbar. Neu erschlossene Gasfelder in Schiefergestein sowie auf den Markt drückende freie Kapazitäten an Flüssigerdgas (LNG) hätten bereits jetzt eine deutliche Auswirkung auf den europäischen Markt. „Wegen dieses erhöhten Wettbewerbs sollte Russland darauf achten, seine Förderkosten zu begrenzen“, so Dr. Burckhard Bergmann. Das Mitglied des Aufsichtsrats der OAO Gazprom hält es für deutlich effektiver, in die Steigerung der Energieeffizienz als in die Erschließung neuer Förderstätten in Sibirien zu investieren. Das nach Schätzungen der Russisch-Deutschen Energieagentur rudea mögliche Einsparpotential an Primärenergie in Russland von 40 Prozent lasse sich momentan nur schwer erschließen, da der russische Inlandspreis für Gas als Anreiz für Energiesparinvestitionen noch zu niedrig sei.
China ist für seinen Hunger nach Rohstoffen und Energieträgern bekannt. Momentan sehen beide Experten kein akutes Konkurrenzverhältnis zwischen dem Riesenreich und der EU, da für die Belieferung der chinesischen Abnehmer ostsibirische Förderquellen genutzt werden. „Wenn aber westsibirische Quellen genutzt werden sollten, so entsteht klar ein Konkurrenzverhältnis“, so Dr. Engel, der sich eine klarere Positionierung der EU in dieser Frage wünscht. Und in Hinblick auf Kreditkonditionen bei Handelsgeschäften ergänzt Dr. Burckhard Bergmann: „Es besteht eine Tendenz aus China, Wettbewerb zu verfälschen.“