Eröffnung
Für die Eröffnung der 7. Deutsch-Russischen Gespräche Baden-Baden mit einem festlichen Welcome Dinner im KurhausCasino konnte mit Prof. Dr. Sergey Karaganov einer der renommiertesten Politologen Russlands als Dinner Speaker gewonnen werden.
Karaganov beleuchtete das Verhältnis zwischen Russland und der Europäischen Union und gab einen starken Impuls für die Diskussion der folgenden Seminarwoche.
Für Karaganov stellt sich die Beziehung beider Partner nach dem Ende der Teilung Europas als Geschichte von Misserfolgen dar. Russland auf der einen Seite sei zu sehr mit der Wiedereinführung des kapitalistischen Systems beschäftigt gewesen, während die EU auf der anderen Seite mit Integrationsproblemen im Rahmen der Erweiterung zu tun hatte.
Man habe auf beiden Seiten keine langfristigen Ziele entwickelt, die Zeit somit „sinnlos verquatscht“, so Karaganov. Und als Putin 2007 das Ziel eines einheitlichen Wirtschaftsraums von Vladivostok bis Lissabon postulierte, habe dies keinen entsprechenden Widerhall auf europäischer Seite gefunden. Im Gegenteil: Die EU habe mit ihrer Erweiterungspolitik nach Osten, flankiert von einer Nato-Expansion, eine „Versailler Politik in Samthandschuhen“ betrieben, in der Russland die Rolle des Verlierers der Geschichte zugekommen sei.
Im aktuellen Ukraine-Konflikt sieht Karaganov einen „geopolitischen Kampf“ zwischen Russland und dem Westen, wobei er die russische Annexion der Krim als Reaktion auf „westliche Expansionsbestrebungen“ betrachtet. Für beide Seiten biete der Konflikt allerdings ein hohes Gefahrenpotential. Für Russland stehe auf dem Spiel, seine europäische Identität zu verlieren, für die EU gehe es um ihre Rolle als globaler Akteur. Deshalb sei allein erfolgsversprechend, sich auf ein gemeinsamens Projekt zur Rettung des „failed state“ Ukraine zu einigen und längerfristig die Idee des großen europäischen Wirtschaftsraums zu verfolgen.