Bürgerproteste & Infrastruktur
Wichtige Infrastrukturprojekte treffen in Deutschland und zunehmend auch in Russland aus den verschiedensten Gründen auf Widerstände aus Reihen der Bürgerschaft. Doch ist der Bürgerprotest eine Treibkraft für gesellschaftlichen Wandel oder behindern vielmehr die Neinsager die Zukunftsfähigkeit des jeweiligen Landes?
Prof. Dr. Dirk Rompf, Leiter Strategie Infrastruktur bei der Deutschen Bahn AG, zeigte auf, dass Deutschland Gefahr läuft, bereits am Ende des Jahrzehnts wegen unzureichender Verkehrsinfrastruktur die Transportnachfrage nicht mehr abdecken zu können. Für die erfolgreiche Umsetzung notwendiger Infrastrukturprojekte reiche jedoch nicht mehr allein die positive Entscheidung der Politik. Vielmehr erwarte der Bürger, hinreichend in den Entscheidungsprozess eingebunden zu sein.
Deshalb sei es notwendig, den konkreten Nutzen eines Infrastrukturprojektes für die Gesellschaft zu vermitteln und die Bürger frühzeitig einzubinden. Nur so könnten Planungssicherheit erreicht, Folgekosten begrenzt und Imageschäden für das Unternehmen abgewendet werden. Diesen umfassenden Ansatz der Kommunikation und die Einbindung von Interessengruppen betrachtet Rompf als „Weg ohne Alternative“ und einen enormen Change-Prozess. „Wir müssen die Karten auf den Tisch legen, höchstmögliche Transparenz zeigen.“
Für Evgenija Chirikova, eine der bekanntesten Umweltaktivistinnen Russlands, sind Bürgerproteste in Russland ein wichtiges Korrektiv, solange sowohl die Politik als auch Unternehmen ökologische Erwägungen bei Infrastrukturprojekten nicht hinreichend beachten würden. Chirikova warb engagiert um ein konsequentes Umdenken in der russischen Industrie und Politik, die sich bislang unzureichend für Klimaschutz und effektiven Ressourceneinsatz interessiere. „Fortschritt ist nur durch nachhaltiges Wirtschaften möglich. Anderenfalls entwickelt sich Russland zur Rohstoffkolonie“, so die Gründerin der Umweltbewegung Ekooborona.